@glider
glider hat geschrieben:"
warum soll ein Raumschiff von Higher-Ups keine 'Verdinglichung' sein, ein Flugzeug aber schon???
Ich möchte deine Frage gerne etwas ausführlicher und auch im philosophischen Sinne behandeln.
Ein Flugzeug, ein Kühlschrank, ein Planet, ein Gummibärchen, oder was auch immer, ist für uns nur deswegen eine Verdinglichung, weil wir Menschen uns die Welt mit der Art zu denken verdinglicht haben.
So hat beispielsweise der Mensch der Antike sehr viel anders gedacht als der heutige Mensch. Der heutige Mensch denkt vor allem in Gegenständen, in Dingen die Gegenstände sind. Er denkt, um es in einem Wort zu sagen, sehr verdinglicht. Der Mensch der Antike hat sehr viel mehr aus Beziehungen gedacht. Und er hat auch sehr viel mehr aus der Gemeinschaft der Bürger in der Stadt mit den göttlichen Kräften gedacht. Während wir heute von den göttlichen Kräften nicht mehr so sehr überzeugt sind, unser Himmel ist ”vaterlos“ geworden und ungöttlich. Wir leben in Funktionszusammenhängen, das heißt, wir denken vor allem in Funktionszusammenhängen gegenständlich. Das ist eine unglaubliche Verarmung.
Die Fragestellung, mit der sich in diesem Zusammenhang auch die Philosophie beschäftigt, lautet: Sind wir zufriedener? Als ganze Menschheit? Hat sich die Welt fundamental zum Besseren gewandelt aufgrund von Wissenschaft und Technologie? Wir kaufen am Bildschirm ein, wir surfen im Internet, aber gleichzeitig fühlen wir uns leerer, einsamer und isolierter voneinander als zu jeder anderen Zeit der Geschichte der Menschheit. Wir werden zu einer synthetischen Gesellschaft, die ihre innere Ruhe verloren hat. Wir suchen nach einem tieferen Sinn. Nur worin besteht der? Wir haben geistlose Jobs, machen hektisch Urlaub, ruinöse Ausflüge ins Einkaufszentrum, um mehr Dinge zu kaufen, die diese Leere in unserem Leben ausfüllen sollen. Ist es da ein Wunder, dass wir die Orientierung verloren haben?
Die Welt ist ein einziges Warenhaus geworden, so kann man es sagen. Weil die Dinge stehen massenweise in den Regalen herum, aber alles isoliert und beziehungslos. Die Dinge vermehren sich geradezu von selbst. Selbst unsere Wohnungen und Häuser sind voll gestellt mit Dingen und Gegenständen. Und wir müssen regelmäßig ausmisten und ausräumen, damit man das Zeug wieder loswird. Wir leben in Räumen voll gestellt mit Dingen und Gegenständen, aber nicht eröffnet zur Welt und zum Menschen. Die Welt ist zum Warenhaus geworden und das ist natürlich keine Welt. Wir haben scheinbar alles da, doch fehlt es am Wesentlichsten. Denn es fehlt uns an Welt.
Deswegen ist es meine Überzeugung, dass wir eine Ent-Dinglichung der Welt benötigen. Wir müssen aus dem Warenhaus wieder eine Welt machen, in der es sich zu leben lohnt.
Dass es dazu gekommen ist, ist insbesondere auch auf die Art der Sprache zurückzuführen, die wir benutzen. Hierzu ein stellvertretendes Beispiel:
Wenn ich zu jemandem sage ”Bitte mach mal eine Faust“ und ihn anschließend bitte, die Hand wieder zu öffnen, und ihn dann frage ”Was ist mit der Faust passiert?“, dann antworten viele Leute darauf ”Sie verschwindet“ oder so ähnlich. Das heißt, sie gehen von der irrigen Annahme aus, es gäbe etwas, für das wir ein Hauptwort haben, genannt ”Faust“. Es gibt überhaupt keine Faust. ”Faust“ ist ein Moment in einem dynamisch pulsierenden Bewegungsablauf, den wir ”festfrieren“, Schnappschuß machen und schreiben darunter ”Faust“.
Das heißt, wir in den indo-europäischen Sprachen haben Hauptwörter für solche Prozesse. Wir sagen Faust, Blitz, Impuls, Welle. Die Hopi-Indianer haben dafür nur Verben. Da kann es nur wellen, blitzen, pulsen. Bei den Hopi-Indianern würde man sagen ”Er faustete zornig“, anstatt ”Er hat eine Faust gemacht“. Das heißt, ein Hopi sieht eher Prozesse in der Welt. Wir sehen eher materielle Gegenstände und Dinge. Wir verdinglichen die Welt.
Wenn ich nun schreibe, dass Higher Ups ihre Raumschiffe und Tools nicht als Verdinglichungen sehen, sondern als Erweiterung ihrer geistig/kognitiven Fähigkeiten, dann sind damit genau Prozesse gemeint und keine Verdinglichungen.
Was wir Menschen darüber bereits wissen, ist die Tatsache, dass das Gehirn bei jedem Gedanken, jeder Vorstellung, elektrische Impulse einer jeweils unterschiedlichen Frequenz emittiert. Diese können gemessen werden. Das heißt, es sind diese elektrischen Impulse, mit denen ich z.B. problemlos meinen physikalisch materiellen Arm bewegen kann. Das heißt, sehr vereinfacht gesagt, ich bewege etwas Materielles allein aufgrund einer bestimmten Energieform, die mein Gehirn aufgrund des Denkprozesses emittiert.
Higher Ups tun prinzipiell nichts anderes, allerdings mit dem fundamentalen Unterschied, dass sie diese Fähigkeit enorm erweitert haben und auf diese Weise auch ihr physikalisch materielles Raumschiff bewegen können. Das ist auch der Grund, warum man im Innern ihrer Schiffe keine komplizierten Kontroll- und Navigationssysteme findet. Sie haben es im Verlauf ihres Entwicklungsvorsprungs von Jahrmillionen geschafft, die emittierte Energie ihrer Denkprozesse auch auf ihre technologischen Erweiterungen (Prozesserweiterung) anzuwenden. Wir Menschen befinden uns in dieser Hinsicht noch ganz am Anfang. Jedoch sind erste Versuche, wie z.B. künstliche Gliedmaßen (als Ersatz nach Amputationen) allein durch Denkprozesse bewegen zu können, bereits erfolgreich gelungen und die Erfolge sind vielversprechend.
Hier zeigt sich deutlich und unmissverständlich, dass solche Hilfstools tatsächlich keine Dinge und Gegenstände sind, sondern die Erweiterung von Prozessen des Denkens.
Ich hoffe, diese vereinfacht beschriebenen Anmerkungen dazu waren hilfreich.